Arbeitsweise und Leben der Holzknechte
„Wir waren Holzknecht“
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts war erstmals vom „Holzknecht“ die Rede, der in Gebirgswäldern Holz als Werkstoff zugänglich machte. Im Bergmanns- und Salinenwesen stieg im Hochmittelalter der Brenn- und Kohlholzbedarf und machte nun eine planmäßige Nutzung der Wälder nötig, und so bildete sich ein eigener Berufsstand heraus. Die von sogenannten „Holzmeistern“ beschäftigten Knechte waren jedoch vorerst schlecht bezahlte Tagelöhner – erst seit 1920 regelt ein Tarifvertrag die Entlohnung der Waldarbeiter.
Wie alles begann …
Museumsgeschichte
Seit jeher genoss das Handwerk der Holzknechte besonders in den oberbayerischen Alpen hohes Ansehen. Auch die Krise während der Industrialisierung, als plötzlich Motorsägen das Handwerk revolutionierten und Rufe nach rationeller Arbeit laut wurden, konnte diesem guten Renommee nichts anhaben. Forstwissenschaftler Josef Demleitner schaffte hier den Spagat zwischen Innovation einerseits und dem Erhalt des Berufsstolzes sowie Freude an der Arbeit andererseits. Er legte den Grundstein für das Holzknechtmuseum Ruhpolding.
Die Plenkerkaser Hütte wird Stück für Stück abgetragen.
Viel Geschick ist nötig, um die Hütten an ihren neuen Bestimmungsort zu transportieren.
Im Museum angekommen, wird die Seeklausenhütte mit aller Vorsicht abgeladen.
Eine multimediale Abenteuerreise
Dauerausstellung
Wie lebten die Holzknechte im Wald? Wie entwickelte sich ihre soziale und gesellschaftliche Stellung? Welchen Herausforderungen müssen sie sich heutzutage stellen? – Diesen und anderen Fragen kann man bei einem musealen Streifzug durch die eindrucksvolle, intuitive Ausstellung im Museumsgebäude auf den Grund gehen. Originalobjekte, liebevoll restaurierte Sammlerschätze, große Projektionsflächen, moderne Tutorials sowie historische Lehrfilme machen den Besuch auf unterschiedlichen Ebenen zu einem besonderen Erlebnis.
Viele Originalobjekte zeugen von dem arbeitsreichen Leben der Holzknechte.
Mit einem Harvester-Simulator kann sich der Besucher selbst an der Holzernte versuchen.
Blick in die über 350 m2 große Daueraussstellung.
Ein Ausflug in die Vergangenheit
Freigelände
Liebevoll restaurierte Erinnerungsstücke und unveränderte Zeugen vergangener Zeiten wie alte Schlitten, Sapis, Spaltkeile und vieles mehr sorgen in den verschiedenen Hütten und Kobeln für ein authentisches Nacherleben und ermöglichen, die Welt der Holzknechte ganzheitlich zu erkunden. Die Einfachheit dieser Lebenswelt steht im starken Kontrast zur – damals wie heute – anspruchsvollen, gefährlichen Waldarbeit.
Feuerstelle, Sitzbank, Schlafstätte, darüber ein spitzes Dach mit Randstücken bedeckt. Ein Rindenkobel war früher eine einfache Schutzhütte für Waldarbeiter.
Traditionelle Bauweise in Harmonie mit der Natur – der Plenkerkaser in Blockbauweise.
Neben Kobel und Hütten, werden auch Backhaus, Deicheln, Holzschlitten und Erinnerungstafeln originalgetreu gezeigt.
Sonderausstellung 1
Geschichtet
Skulpturen und Zeichnungen von Koloman Wagner
Trotz der enormen Bandbreite an neuen Werkstoffen ist und bleibt Holz eines der am vielseitigsten einsetzbaren Materialien. Der Künstler Koloman Wagner demonstriert dies eindrucksvoll in seinen aus hunderten Holzelementen geschichteten Skulpturen. Trotz der starren Beschaffenheit entwickelt er aus dem traditionellen Werkstoff filigrane, weich fließende Formen, die sich durch eine nicht bestimmbare Kraft federleicht emporzuschlingen scheinen. Koloman Wagner verschiebt nicht nur die Grenzen des handwerklich Machbaren, sondern verzaubert vor allem durch seine einzigartige organische Formensprache, in der Körper und Bewegung untrennbar miteinander verschmelzen.
Die Sonderausstellung ist im Museumseintritt enthalten und läuft vom 1. Juni bis 31. August 2024 zu den Öffnungszeiten des Museums.
Sonderausstellung 2
Frauen & Wald
„Frauen & Wald“ ist eine Ausstellung der bayerischen Landfrauenvereinigung des katholischen Deutschen Frauenbundes, unterstützt von der bayerischen Forstverwaltung, den bayerischen Staatsforsten und der Stiftung KDFB. Frauen werden zunehmend sichtbarer in Wald und Forst: die Anzahl der Waldbesitzerinnen, Försterinnen und Jägerinnen ist gestiegen. Minderheiten wie Frauen in der Forstwissenschaft und in Forstbetrieben behaupten heute ihren Platz. Die Ausstellung zeigt dies auf und stellt authentische Frauen vor, die Einblick in ihre Tätigkeiten geben. Auch auf die Leistung der Kultur- und Pflanzfrauen nach dem Zweiten Weltkrieg wird aufmerksam gemacht und die Kulturgeschichte des Waldes aus Frauenperspektive beleuchtet.
Die Sonderausstellung ist im Museumseintritt enthalten und läuft vom 1. Mai bis 31. Oktober 2024 im Dachgeschoss des Hauptgebäudes zu den Öffnungszeiten des Museums.
Bitte um Beachtung!
Es wird darauf hingewiesen, dass bei unseren Veranstaltungen am Veranstaltungsort Fotos und/oder Videos angefertigt werden, welche zu Zwecken der Dokumentation sowie zur Presse-Berichterstattung und in verschiedensten (Sozialen) Medien, Publikationen und auf unserer Website veröffentlicht werden.